"Lebe, wachse und blühe": 50 Jahre Naturpark Steinwald

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Fünf Jahrzehnte Naturpark - wegen Corona gab es nur eine dezente Feier, dafür aber mit einem Ehrengast: Regierungspräsident Axel Bartelt hielt die Festansprache. "In seinen vielen Aktivitäten ein emsiger Verein", stellte er fest.

In der Stadthalle wurde die Corona-Hygieneetikette von den Verantwortlichen des Naturparks Steinwald beim Festakt zum 50. Geburtstag des Vereins mit anschließender Jahreshauptversammlung peinlichst eingehalten. Deshalb fasste der große Saal gerade mal gut 70 Personen - Sicherheit geht eben vor. Naturpark-Vorsitzender Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg hieß neben den Mitgliedern zahlreiche Ehrengäste willkommen, vor allem den Festredner des Abends, Regierungspräsident Axel Bartelt.

In seiner Begrüßung nahm der Vorsitzende kein Blatt vor den Mund: „Der Umweltschutz steht dem Naturschutz entgegen“, sagte von Gemmingen-Hornberg. Vor zwei Jahren sei die Gefahr groß gewesen, dass „hässliche Windräder, die Fledermäuse und Vögel erschlagen“, im Naturpark stehen. „Auch heute haben wir viel Groteskes“, führte der Baron weiter aus. So sei der Artenschutz im Umweltschutz sekundär. „Selbst der Bund Naturschutz spricht sich gegen Milan und Fischadler aus.“

„In Brandenburg werden 300 Hektar Wald gerodet für E-Autos mit einer miserablen Öko-Lebensbilanz“, erklärte der Vorsitzende. „Und sie feiern das.“ Dies alles rechtfertige seiner Meinung nach der Klimaschutz. „Aber es gefährdet auch die Zukunft unserer Heimat.“

„Wir haben eine Region mit hoher Artenvielfalt und für die Menschen hoher Lebensqualität, das ist bewiesen.“ Gerade in der Zeit von Corona schätzten die Menschen die „Natur vor der Haustüre.“ Es sei wichtig, den Naturpark lebenswert und vielfältig zu erhalten. „Wir erwehren uns deshalb gegen Beschädigung“, betonte der Vorsitzende.

Als Vorsitzender sprach er seinen Dank an das Vorstandsteam und insbesondere an Geschäftsführer Ernst Tippmann sowie allen Mitgliedern aus. „Arbeiten Sie mit uns an einer liebenswerten Heimat mit ihrer Artenvielfalt.“

Tannen und goldene Girlande

Regierungspräsident Axel Bartelt blickte in seiner Festrede auf die Gründung des Naturparks vor 50 Jahren in der "Schlossschänke" in Friedenfels zurück. Einen Bogen spannte er zu goldenen Hochzeiten, zu denen in manchen Regionen zwei Tannen mit einer goldenen Girlande an die Tür gestellt würden. „Tannen hat der Naturpark Steinwald schon, die sich auch im Logo wiederfinden“, wusste Bartelt. „Die fehlende goldene Girlande binden wir heute symbolisch mit diesem Festakt: ein goldenes Band zwischen vielen Menschen, die gemeinsam den Steinwald schützen und schätzen und ohne die er nicht das wäre, was wir heute feiern.“

Nach seinen Worten prägen vor allem die bizarren Felsformationen und die großen zusammenhängenden Waldflächen die Landschaft des Steinwalds. Mit seinen 246 Quadratkilometern zählt er zu den kleinsten der 19 Naturparke in Bayern. „Der Naturpark Steinwald muss aber gemessen an seinen vielfältigen Aktivitäten im Biotop- und Artenschutz und für eine naturverträgliche Erholung mit Fug und Recht als einer der emsigsten bezeichnet werden.“ 

Der Naturpark Steinwald sei ein besonders attraktives Urlaubs- und Ausflugsziel. „Gerade in einer Zeit wie der jetzigen können wir es nicht genug zu schätzen wissen, dass wir in einer so schönen und tollen Umgebung leben dürfen“, sagte der Regierungspräsident. Die Corona-Pandemie habe die Menschen in ihren Freiheiten stark beschränkt. Dazu zähle auch der Bereich der Reisefreiheit. „Für viele steht diesen Sommer ein Urlaub zu Hause an“, erklärte Bartelt. „Umso schöner ist es, wenn man auf so wunderbare Regionen wie den Naturpark Steinwald zurückgreifen kann.“ Als Wahrzeichen der gesamten Region nannte der Regierungspräsident den im Jahr 2000 eingeweihten neuen Oberpfalzturm mit herrlichem Ausblick.

„Bemerkenswert finde ich, dass der Naturpark gerade in den vergangenen 20 Jahren sowohl seine Aktivitäten im Natur- und Artenschutz, als auch sein Angebot im Bereich naturverträglicher Erholung beachtlich ausgebaut hat“, sagte der Festredner. „Das kommt uns jetzt zu Gute.“

Er nannte als Attraktion unter anderem den erst kürzlich fertiggestellten „Essbaren Wildpflanzenpark“ am Waldecker Schloßberg, der sich seiner Meinung nach bereits einen Namen über den Naturpark hinaus gemacht habe. „Über eine Einladung zum Besuch dieses Wildpflanzenparks würde ich mich sehr freuen“, sagte Bartelt in Richtung des Vorsitzenden von Gemmingen-Hornberg.

Tolles Urlaubsziel

Ein „bewundernswertes Engagement“ sprach der Regierungspräsident dem Heimat- und Kulturverein Waldeck mit der Rekonstruktion der Burgruine Waldeck aus sowie dem Verein Steinwaldia, der die Burgruine Weißenstein vorbildlich restauriert hat. „Verwundert musste ich feststellen, dass es einen schwäbischen Walderlebnispfad gibt.“ Warum es diesen gibt, klärte Bartelt gleich selbst auf. Denn das Forstrevier Fuchsmühl gehört der Stadt Augsburg, die dieses 1937 vom Freistaat Bayern zum Tausch gegen ein Gelände für einen Truppenübungsplatz in Lagerlechfeld erhalten hat. Nach seinen Worten wurde der gesellschaftliche Wert der vielen Freizeitangebote im Naturpark schon früh entdeckt und gefördert. „Nicht nur in Corona-Zeiten ist unsere Heimat ein tolles Urlaubsziel“, stellte der Regierungspräsident fest.

Bartelt ging auch auf die initiierten Projekte des Naturparks für die besonders geschützten und seltenen Arten, wie die Flussperlmuschel, den Rauhfußkauz, die Kreuzotter, den Feuersalamander und die Arnika ein. „Diese Projekte sind vorbildlich.“

„Eine traurige Episode im vergangenen Jahr war das Ende des ersten Luchses im Steinwald.“ In der Presse konnte er die Begeisterung über den Luchs miterleben. „Leider überlebte er den Kampf ums Revier mit dem später zugewanderten Rivalen, Iwan - man kann sagen dem Schrecklichen - nicht."

Besonders freute sich Regierungspräsident Bartelt, dass als einer der ersten Naturparke in der Oberpfalz der Steinwald im vergangenen Jahr Naturparkranger eingestellt habe. „Durch sie ist nun, mit finanzieller Unterstützung durch den Freistaat Bayern, eine sehr kompetente und optimale Betreuung von Naturparkbesuchern, Kindergärten und Schulen möglich.“

 

Die Festansprache hielt Regierungspräsident Axel Bartelt.

Bild: njn

Bartelt blickte in seiner Rede auch in die Zukunft. „Ein weiterer Besuchermagnet könnte ein vom Umweltministerium für die Bayerischen Naturparke geplantes Naturparkzentrum werden.“ Doch sei ihm bewusst, dass die Unterhaltskosten für einen kleinen Naturpark nur schwer zu tragen seien. „Insoweit ist es sicher hilfreich, dass von Seiten des Freistaates ein Großteil der Kosten übernommen wird.“ Eine Lösungsmöglichkeit sei, dies als Gemeinschaftsprojekt mit einem angrenzenden Naturpark darzustellen.

„Alle diese Projekte und Maßnahmen lassen ein enormes Engagement und leidenschaftlichen Idealismus aller Mitwirkenden für ihre wunderschöne Heimat im Steinwald erkennen, die besonderen Respekt und Anerkennung verdienen“, betonte Bartelt. „Mit diesem Engagement tragen Sie nicht nur dazu bei, dass wir hier einen der schönsten Naturparke haben, sondern Sie stärken damit auch das Image der gesamten Region.“

Ehemaliges Armenhaus Bayerns

Denn der Regierungspräsident warf auch einen Blick zurück in die Region und damit auf die Oberpfalz, die vor Jahrzehnten als Armenhaus Bayerns bezeichnet wurde. „Bei der Arbeitslosenquote liegt der Landkreis Tirschenreuth trotz Corona nur geringfügig mit 3,3 Prozent über dem Wert vom Juli vergangenen Jahres.“ Auch sei das Bruttoinlandsprodukt des Landkreises mit rund 36 400 Euro gegenüber dem Jahr 2008 um über die Hälfte gestiegen. „Dieser Erfolg hat viele Väter, vor allem die Entwicklungsdynamik und der Ideenreichtum in den Kommunen und regionalen Initiativen“, sagte Bartelt. „An vorderster Stelle steht dabei auch der Naturpark Steinwald mit seiner 50-jährigen Erfolgsgeschichte.“

Die Region sei mittlerweile zu einem „Mekka“ für innovative Regionalentwicklungsansätze geworden. Als Beispiel nannte der die Steinwald-Allianz und die Ikom Stiftland, viele innovative Einzelprojekte, wie das Anrufbussystem BAXI oder den Geschichtspark Bayern-Böhmen und die interkommunale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen im Bereich Wiesau:. „Entscheidende Säulen für die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren.“

„Das alles verdanken wir vor allem dem Zusammenhalt und der Mitarbeit jedes Einzelnen vor Ort, denn nur gemeinsam lassen sich solche Erfolge erzielen“, betonte der Regierungspräsident. Was den Naturpark Steinwald betrifft, hob er vor allem auch die ehrenamtliche Geschäftsführung des Naturparkes mit Ernst Tippmann hervor. „Die ist wohl einzigartig in ganz Bayern.“ Mit einem kräftigen Ruf „Vivat, crescat, floreat (Lebe, wachse und blühe, Anm. d. Red.) Naturpark Steinwald“ sprach er seine Wünsche für weitere erfolgreiche 50 Jahre aus.

Quelle: Onetz

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Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Vorsitzender des Naturparks Steinwald
Regierungspräsident Axel Bartelt