Die geplanten Windkraftanlagen im Hessenreuther Wald sprach Landrat Wolfgang Lippert beim VLAB-Jubiläum in Friedenfels an. Deutlich machte er dabei, was er persönlich von dem Vorhaben hält.
Sein zehnjähriges Bestehen feierte der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB, wir berichteten). Das Vorstandsteam um Vorsitzenden Johannes Bradtka freute dabei, dass sich auch die Redner und Ehrengäste in ihren Grußworten gegen die Auswüchse der Energiewende einsetzten.
Anwalt der Natur
"Der VLAB ist ein starker Anwalt der Natur und setzt sich besonders für den Erhalt der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft ein", erklärte so auch Landrat Wolfgang Lippert. Und genau mit diesen Zielen mache der Verein bundesweit auf sich aufmerksam. "In jüngster Zeit waren dies das Habichtskauz-Projekt und der Widerstand gegen die Windräder im Hessenreuther Wald."
Zu letzteren schilderte Lippert den Standpunkt des Landratsamtes sowie seine persönliche Ansicht. "Wenn man Windräder erst dann bauen kann, wenn sie über Jahre hinweg die verschiedensten Gerichtsprozesse durchlaufen haben, bedeutet das - unsere Leute wollen sie nicht." Alle Bauanträge für Windräder würden jedoch im Landratsamt das normale Verfahren durchlaufen, völlig objektiv und völlig ohne Vorurteile, darauf hätten die Planer ein Anrecht.
Eindeutig bekannte sich der Landrat zu seiner Mannschaft im Landratsamt. Vorwürfe der Öffentlichkeit über eine Weitergabe von Planungsskizzen zu einer Windkraftanlage waren der Hintergrund. Die Anschuldigungen seien eine grobe Unterstellung, die Lippert vehement zurückwies: "Die Planungsskizzen wurden nämlich nicht nur uns zugestellt".
Mit donnerndem Applaus honorierten die Besucher anschließend auch seine persönliche Meinung: "Es ist völlig egal, ob es 13 oder 7 Windräder sind, im Hessenreuther Wald hat keine einzige Windkraft-anlage etwas verloren. Unser Kapital ist unsere Landschaft mit ihrem Artenreichtum und ihrer Einzigartigkeit." Menschen kämen in die Region, um zu entschleunigen. "Es macht doch keinen Sinn, wenn ich Kapital auf der einen Seite zerstöre um neues Kapital darauf aufbauen zu können, das ist sinnlos, das funktioniert nicht."
Energie für 100 000 Bürger
Zur Idee einer Bürgerwindanlage meinte der Redner: "Derjenige, der Geld zum Investieren hat, erträgt sie leichter, derjenige, der sich nicht finanziell daran beteiligen kann, muss sie erdulden." Für Lippert stellte sich zudem die Frage, wie viel alternative Energien ein Landkreis aushalte. "Allein mit den Biogasanlagen die wir im Landkreis haben, können wir rund 100 000 Menschen mit Energie versorgen, unser Landkreis hat 72 000 Einwohner. An manchen Tagen erzeugen wir weit mehr Energie als wir brauchen."
Der Landrat verschwieg nicht, dass es Tage gibt, an denen das Gegenteil der Fall ist. "Man kann einem Landkreis aber nicht alles aufbürden, man muss Grenzen setzen und sagen: ,So, jetzt ist es gut'." Dass er kein totaler Windkraftgegner sei, betonte Lippert ausdrücklich: "Ich bin aber fest der Meinung, dass man Windkraftanlagen nicht über die Köpfe der Bürger hinweg einfach installieren kann." Windkraftanlagen sollten dort platziert werden, wo sie sinnvoll sind und keinen stören, "wir haben noch Potential in der Nordsee".
Quelle: Onetz